Rede von Rosmarie Wydler-Wälti in Landquart

Liebe Klimaschützerinnen, liebe Klimaschützer,

Ich werde heute in zwei Monaten 70 Jahre alt. Es ist mir ein Anliegen, diese Plattform auch zu nutzen um eine Lanze zu brechen für uns Aeltere. Viele von uns sind ehemalige 68erInnen und wir setzen uns schon lange für den Umweltschutz ein. Den Ausdruck Klimawandel gab es damals noch gar nicht. Wir haben unter anderem auch mitgeholfen in den 70igern das AKW-Kaiseraugst zu verhindern. Und es gibt neben uns KlimaSeniorinnen auch eine grosse Gruppe Grosseltern fürs Klima, die wie wir jeweils an den Streiks und Demos mitmachen.

Uns KlimaSeniorinnen gibt es schon seit 2016. Zweck unserer Vereinsgründung war es den Bundesrat zu verklagen weil er viel zu wenig unternimmt um die Klimaerwärmung zu stoppen. Die Klage baut auf das in Bundesverfassung und den Menschenrechten garantierte Recht auf Leben sowie auf das Vorsorgeprinzip. Und dieses wird vom Bund nicht gewährleistet. Auch im vielen anderen Ländern wurden ähnliche Klagen vor allem von jungen Menschen eingereicht. Allein in den USA sind es mehrere100. In der Schweiz hat jedoch nur Aussicht auf Erfolg, wer eine besondere Betroffenheit nachweisen kann. Weil bei der ersten grossen Hitzewelle im Sommer 03 in ganz Europa Zigtausende ältere Menschen gestorben sind und zwar mehr Frauen als Männer, konnten wir Seniorinnen als meistbetroffene Menschengruppe die Klage an den Bundesrat im Herbst 2016 einreichen. Wir älteren Frauen ab 75 haben am meisten Chance die Klage zu gewinnen. Männer und jüngere Frauen können Unterstützerinnen werden. Natürlich ist uns bewusst, dass auch viele ältere Männer und Kleinkinder sowie kranke Menschen unter der Hitze leiden. Nach bereits zweimaliger Abweisung der Klage beim Bundesrat und beim Verwaltungsgericht liegt sie nun seit übermorgen vor einem Jahr auf dem Bundesgericht. Nötigenfalls werden wir nach Strassburg weiterziehen. Wir hoffen natürlich, gerade auch wegen des Erfolgs vor Gericht einer holländischen Personengruppe im Dez. mit dem gleichen Ziel wie wir, dass sich unser hohes Gericht endlich überzeugen lässt von unserem dringlichen Anliegen. Das oberste Gericht in Den Haag hält im Urteil fest, „dass es eine menschenrechtliche Pflicht für mehr Klimaschutz gibt“. Und wenn wir gewinnen, profitieren Alle vor allem auch unsere Enkelgenerationen, ihr junge Menschen, die Artenvielfalt sowie unsere wunderbare, lebenswerte Erde überhaupt.

Wenn wir von Klimagerechtigkeit sprechen stehen natürlich an erster Stelle die ärmeren Länder, die Dank unseren horrenden CO2 Emissionen unter jahrelangen Dürren, Ueberflutungen, Extremwirbelstürmen und dem Meeresanstieg zu leiden haben. Dadurch werden ihre Lebensgrundlagen fundamental zerstört und 5 voneinander unabhängigen Studien zufolge werden in 20 Jahren über 200 Millionen Klimaflüchtlinge unterwegs sein. Und falls einige die Schweiz überhaupt je erreichen, werden sie als Wirtschaftsflüchtlinge abgewiesen, weil sie nicht von Gewalt bedroht sind. Wir müssen auch da lernen in ganz anderen Denkmustern vorzugehen und mit mehr Menschenwürde zu handeln.

Und wenn wir die Nachhaltigkeitsziele anschauen, deren Umsetzung bis 2030 nur erreicht werden kann bei Beibehaltung von höchstens 1 1⁄2° Klimaerwärmung so müssen wir feststellen, dass das Ziel Nr. 1, die Armutsbekämpfung seit Kurzem bereits wieder rückläufig ist. Wir leben hier in einer vermeintlichen Freiheit, wo alles was schön und billig zu haben ist, jedoch auf den Buckel der Aermsten abgewälzt wird – vom exzessiven CO2-Ausstoss bis zu den ausbeuterischen Arbeitsplätzen. Dies ist doch eine Schande für unsere nördlichen hoch entwickelten Industriestaaten wo wir mit vielfältiger Technik und mit jeglichem wissenschaftlichen Knowhow ausgerüstet sind und vor allem auch das nötige Geld dazu hätten, die Behebung dieser Nachhaltigkeitsziele schon längstens zu erreichen.

Und wenn uns bewusst wird, dass die 100 grössten Konzerne für über 70 % des CO2- Ausstosses verantwortlich sind und nun die Leitenden dieser Konzerne sicher mehrheitlich am WEF teilnehmen, wo der WEF-Leitsatz lautet: “Wir wollen den Zustand der Welt verbessern.“, so kann das nur noch als zynisch verstanden werden.“ Das WEF ist nicht demokratisch genug ausgerichtet, denn nur ein geringer oberster Teil der Gesellschaft sitzt bei den Diskussionen am Tisch. Da kommt der Donald, der ja eher ein Dagobert ist. Sein Ziel ist, hat er gesagt, die wichtigsten Wirtschaftsführer – Führerinnen werden kaum dabei sein – zu treffen, um Deals zu machen. Die Umwelt kommt da sicher nicht zur Sprache. Und seine AirFORCE Nr1 verbrennt Unmengen Kerosin auf dem Flug, von der Helikopterflotte noch abgesehen. Und all die Hunderten von benzinfressenden SUVs, die die Luft in und um Davos verpesten!

Dass das WEF einen riesigen Umweltschaden verursacht, steht ausser Zweifel.

Und wir haben keine Indizien dafür, dass Dank dem WEF die Welt besser geworden ist. Letztes Jahr wurde ja Greta Thunberg eingeladen, sozusagen als ökologisches Feigenblatt für das WEF. Eine Auswirkung auf den CO2-Ausstoss war jedoch nicht zu beobachten. Ganz im Gegenteil: der CO2-Ausstoss war weltweit noch nie so hoch gewesen wie im vergangenen Jahr. Da können wir nur sagen: 50 Jahre WEF-Bluff sind genug – die Welt braucht kein zusätzliches WEF mehr. Als Einziges ist sicher, dass das WEF hochgradig klimaschädlich ist. Der CO2-Ausstoss durch den Anflug dieser gegen 3000 Mächtigen und Reichen, sowie deren Luxushotelaufenthalt wird wieder immens sein.

Was es aber braucht, liebe Klimaschützende, sind wir, uns braucht es, und noch viel mehr von uns, die wir auf die Strasse gehen und uns gegenseitig ermutigen und unterstützen. Wir brauchen ein Critical Mass an engagierten Menschen, die wir auch versuchen, im Lebensalltag unsere Forderungen möglichst konsequent umzusetzen. Nur so können wir auch die hintersten Politiker und Politikerinnen aufrütteln und dazu bringen die Dringlichkeit einzusehen und endlich zu handeln. Nur gemeinsam mit eurem Druck auf der Strasse und unserer Klimaklage schaffen wir es! Ich danke euch fürs Zuhören und wünsche uns allen einen schönen, erfolgreichen und friedlichen Marsch!